Zernezer Nationalparktage 2010: Reichtum durch Vielfalt

Der Schweizerische Nationalpark (SNP) widmet seine diesjährigen Zernezer Nationalparktage vom 16. und 17. April dem Thema Biodiversität. Dies aus Anlass des UNO-Jahres der Biodiversität, aber auch, weil die Erhaltung der Artenvielfalt eines der zentralen Anliegen des SNP darstellt. Die Bedeutung und Faszination der unterschiedlichsten Lebenswelten sind im Nationalpark auf Schritt und Tritt erlebbar.

Biodiversität bedeutet biologische Vielfalt. Damit sind nicht nur die bekannten und noch nicht beschriebenen Arten von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen gemeint, sondern auch deren Lebensräume und die Lebensgemeinschaften einschliesslich der Wechselbeziehungen. Zu letzteren gehören zum Beispiel Räuber-Beute-Systeme oder die Bestäubung blühender Pflanzen durch Bienen und andere Insekten. Überdies ist die genetische Vielfalt Teil der Biodiversität.

Grundlage des Lebens
Bereits der Verlust einer einzigen Art wiegt schwer, denn er ist unwiederbringlich. Und das Schlimmste ist: Es verschwinden mehr denn je Arten, die noch nicht bekannt sind und die folglich allfällige Gunstwirkungen für uns Menschen nie zeigen konnten. Selbstverständlich gibt es triftige Gründe, aus ethischen Gründen alle Lebensformen zu bewahren; jede Art hat ihren Eigenwert, ihr Existenzrecht. Diese Haltung ist in den meisten Kulturen, Philosophien und Religionen fest verankert. Darüber hinaus sprechen aber auch eigennützige Argumente für den möglichst sorgsamen Umgang mit der Biodiversität: Diese ist nämlich nichts weniger als die Grundlage unseres Lebens.

Eine bunte Vortragspalette
Das weitläufige Thema Biodiversität wird an den Zernezer Nationalparktagen von hochkarätigen Referenten auf verschiedenen Ebenen beleuchtet. Bruno Baur, Professor an der Universität Basel und Präsident der Forschungskommission des SNP stellt die Frage: Sind die Alpen ein Hotspot für die Biodiversität? Anschliessend nimmt Peter Knaus, Mitarbeiter der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, auf die Vögel der Alpen Bezug. Aktuelles Beispiel für den Artenschwund ist der Ortolan, noch in den 1970er-Jahren Brutvogel im Unterengadin und gegenwärtig mit 7 singenden Exemplaren (2009 im Wallis) einer der seltensten Brutvögel der Schweiz. Daniel Cherix, Professor an der Universität Lausanne und Mitglied der Eidgenössischen Nationalparkkommission, fokussiert auf die Schmetterlinge im SNP. Die Daten aus beinahe 100 Jahren Forschung belegen, dass sich hier die Schmetterlingsfauna dank striktem Schutz gut erhalten hat. Somit hat unser Park eine seiner Aufgaben erfüllt. Allerdings zeichnen sich auch bei uns die Folgen der Klimaerwärmung ab.

Von der Mongolei in die Val Müstair
Beim Abendvortrag schweift der Blick weit weg, in die Mongolei. Chris Walzer, Professor an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, berichtet vom Artenschutz auf Landschaftsebene am Beispiel des Wildesels Khulan. Am zweiten Tag führen Raimund Rodewald, Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL), und Jörg Clavadetscher, Förster im Münstertal, eine Exkursion in die Biosfera Val Müstair. Dabei geht es primär um die historischen Wasserkanäle im Münstertal, die ein Model für naturnahe Bewässerungssysteme sind. Selbstverständlich mit weitreichenden Folgen für die Biodiversität!

Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei. Für die Exkursion ist ein Anmeldung unter 081 851 41 11 erforderlich. Weitere Informationen unter www.nationalpark.ch.

Für weitere Informationen

Hans Lozza, Leiter Kommunikation
Chastè Planta-Wildenberg
7530 Zernez
lozza(at)nationalpark.ch
Tel. 081 851 41 11
www.nationalpark.ch

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