Nach einjährigem Umbau steht die Chamanna Cluozza im Schweizerischen Nationalpark ihren Gästen wieder offen. Ins Auge fallen der neue Wohnturm für das Personal und die traditionell mit Lärchenschindeln bedeckten Dächer. Insgesamt sind über 2,7 Mio. CHF in den Neubau, den Umbau der bestehenden Hütte und vor allem auch in die Nachhaltigkeitsbestrebungen geflossen. Dank der erneuerten Energieversorgung, der biologischen Abwasserreinigung und der Verwendung von ortstypischen Materialien und Bauweisen fügt sich der Bau optimal in die sensible Naturlandschaft ein.

Die ursprüngliche Chamanna Cluozza wurde 1910 von Curdin Grass aus Zernez erstellt. Sie diente den Parkwächtern und den wenigen Gästen als Unterkunft. Im Laufe der Jahrzehnte erlebte die Hütte diverse Erweiterungen und bietet heute Platz für 61 Personen. Mit über 4000 Übernachtungen während 4 Monaten zählt sie schweizweit zu den Berghütten mit den höchsten Sommerfrequenzen. Die steigende Auslastung während der letzten Jahre hatte zur Folge, dass die Platzverhältnisse und die Erholungsqualität für das Personal beeinträchtigt wurden. Dies bewog die Verantwortlichen des Schweizerischen Nationalparks dazu, nach neuen Lösungen zu suchen.

 

«Treglia» macht das Rennen

Im Rahmen eines Studienwettbewerbs im Jahr 2018 hatten 4 Architekturbüros aus Graubünden die Gelegenheit, ein Projekt zu entwickeln, das die Anforderungen des SNP am besten erfüllt. Nach Ansicht der Jury ist dies dem Architekturbüro Capaul & Blumenthal aus Ilanz mit ihrem Projekt «Treglia» auf ideale Weise gelungen. Sie bringen das Personal in einem hinter der bestehenden Hütte platzierten Strickbau aus Lärchenholz unter und halten den Eingriff in die bestehende und organisch gewachsene Hütte bewusst klein.

Der Umbau erfolgte im Sommer 2021. Dabei wurden auch Bausünden aus früheren Umbauten entfernt. So sind die Dächer nun statt mit Eternit mit 30‘000 handgespaltenen und genagelten Lärchenschindeln bedeckt und sind Strickwände der ursprünglichen Blockhütte wieder sichtbar. Für Heidi Hanselmann, Präsidentin der Eidgenössischen Nationalparkkommission, hat der Umbau die Erwartungen übertroffen: «Ich bin begeistert, wie die Architekten Alt und Neu zu einem lebendigen Ganzen kombiniert haben – mit grossem Respekt vor der traditionellen Handwerkskunst und viel Liebe zum Detail.»

 

Nachhaltigkeit im Zentrum

An einem solchen Ort zu bauen, erfordert grosse Sorgfalt. Dies betrifft nicht nur den architektonischen Ansatz, sondern auch die Verwendung von angemessenen Materialien und die schonende Umsetzung. Beton kam nur minimal zum Einsatz, das verwendete Lärchenholz stammt aus den Nationalparkgemeinden, die Schindeln aus Ramosch und die Steine für den Vorplatz aus der Umgebung. Der Komfort für die Hüttengäste erfuhr nur unwesentliche Anpassungen, um die Energiebilanz nicht zu beeinträchtigen. Bauliche und betriebliche Nachhaltigkeit sind zentrale Anliegen. So basiert die Energieversorgung auf einem Kleinstwasserkraftwerk und Photovoltaik, die Abwasserreinigung erfolgt mit Wurmkompost und einem pflanzenbesetzten Klärbecken.

 

Ein Zeichen setzen

Nicole und Artur Naue mit ihren beiden Kindern haben bis 2021 die Trifthütte im Berner Oberland betrieben. Ab dieser Saison wirken sie als Gastgeber in der Chamanna Cluozza und lassen dort auf allen Ebenen ihre grosse Erfahrung im Nachhaltigkeitsbereich einfliessen. So fehlen auf der Karte klassische Süssgetränke und Fertiggerichte, dafür finden die Gäste feine Sirups, Bier, Milchprodukte und Fleisch aus der Region. Dadurch bleibt die Wertschöpfung im Tal und die kurzen Transportwege reduzieren den ökologischen Fussabdruck. Gemäss Parkdirektor Ruedi Haller geht es auch in Zukunft nicht ohne Helikopter, doch lässt sich die Zahl der Flüge mit angepasstem Sortiment und kreativen Ideen deutlich reduzieren. So, wie es von einer Hütte im Nationalpark auch erwartet werden darf. «Wir möchten bezüglich Nachhaltigkeit mit der neuen Chamanna Cluozza ein Zeichen setzen».

 

Am Sonntag, 19. Juni 2022, lädt der SNP zum Tag der offenen Tür in die umgebaute Chamanna Cluozza ein. Von 10.30 bis 15 Uhr gibt es Führungen durch die umgebaute Hütte und Erläuterungen zur Energieerzeugung und zur Kläranlage. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, der Nationalpark offeriert einen einfachen Imbiss. www.cluozza.ch

 

Total Zeichen mit Leerschlägen: 3737

Lead 564

 

Weitere Informationen:

Nachhaltigkeit_Chamanna_Cluozza

Ablauf des Bauprojekts Chamanna Cluozza und frühere Umbauten 

www.cluozza.ch

Medienmitteilung vom 30. August 2021: Augenschein auf der Baustelle

Medienmitteilung vom 12. Oktober 2021: Neue Gastgeber

 

SCHWEIZERISCHER NATIONALPARK
Hans Lozza
Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +41 81 851 41 11
lozza@nationalpark.ch

To top