Wie das Amt für Jagd und Fischerei des Kantons Graubünden am 10. März 2025 kommuniziert hat, wurden rund um den Nationalpark insgesamt 15 Wölfe geschossen. Davon gehörten gemäss DNA-Analysen 12 zum Fuorn-Rudel, dessen Streifgebiet zu einem grossen Teil im Nationalpark lag. Auch die beiden Leitwölfe wurden erlegt. Der Schweizerische Nationalpark bedauert sehr, dass es nicht gelungen ist, eine konstruktivere Lösung zu finden, welche auch den bundesrechtlich verankerten Zielen des Nationalparks gerecht wird.
Das Wolfsrudel Fuorn hatte 2024 ein zweites Mal bei Il Fuorn im Schweizerischen Nationalpark (SNP) Nachwuchs. Am 21. August wurden auf der Alp Laschadura bei Zernez und am 29. August in der Val Mora je ein totes Rind geborgen. Beide Tiere wiesen Frassspuren von Wölfen auf. Die Jagdgesetzgebung ermöglichte zu diesem Zeitpunkt nach einem einzigen Riss den Abschuss des gesamten Rudels, das gemäss Amt für Jagd und Fischerei (AJF) in diesem Gebiet unterwegs ist. Der Kanton Graubünden stellte deshalb beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) den Antrag auf vollständige Eliminierung des Rudels. Dieser Antrag wurde bewilligt. Trotz direkter Kontaktnahme des SNP mit dem BAFU mit der Bitte, ebenfalls zum Antrag Stellung nehmen zu können, verzichtete das BAFU im Vorfeld der Entscheidungen darauf, die Meinung des SNP anzuhören.
Ungeachtet der bundesrechtlich verankerten Zielsetzungen und Bedeutung des SNP sowie einer von den Naturschutzverbänden lancierten und von 37’000 Personen unterzeichneten Petition wurde der Abschuss des Fuorn-Rudels vom AJF in aller Konsequenz umgesetzt.
DNA-Analysen bestätigen Abschuss rudelfremder Wölfe
Nun hat das AJF kommuniziert, welche Wölfe gemäss DNA-Analysen rund um den SNP geschossen wurden. Von den 15 getöteten Tieren gehören deren 12 zum Fuorn-Rudel, eines zum Mucchetta-Rudel und zwei weitere sind unbekannter Herkunft. Diese Bilanz zeigt, dass das AJF derzeit nicht sicherstellen kann, dass nur die zum Abschuss freigegebenen Wölfe geschossen werden. Es wird in Kauf genommen, dass auch zufällig durchziehende rudelfremde Wölfe geschossen werden, obwohl sie mit den Nutztierrissen nichts zu tun hatten.
Koexistenz ist nach wie vor das Ziel
Der SNP stellt sich nicht grundsätzlich gegen den Abschuss einzelner schadenstiftender Wölfe und eine Regulation. Ein Wolfsmanagement muss aber auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. In diesem Sinne hat sich der SNP entschieden gegen den Abschuss der Elterntiere des Wolfsrudels Fuorn ausgesprochen, da sich dieses bis anhin unauffällig verhalten hatte und die Beteiligung der Elterntiere an den Nutztierrissen nicht bestätigt werden konnte. Aus Sicht des SNP wurde mit dem rigorosen Abschuss des gesamten Fuorn-Rudels der Schutz natürlicher Prozesse im Nationalpark verletzt. Zudem wurde eine erste Chance für eine gewisse zusätzliche Toleranz gegenüber Wölfen rund um den einzigen Nationalpark der Schweiz vertan. Der SNP bedauert dies ausserordentlich und fordert für den künftigen Umgang mit dem Wolf mehr wildbiologisches Wissen, mehr Herdenschutz und vor allem mehr Augenmass. Er ist bereit, bei diesem Prozess wissenschaftlich und fachlich mitzuarbeiten.