Mitte August beginnen die Vorbereitungsarbeiten für die Sanierung des Flusses Spöl im Schweizerischen Nationalpark. Ziel ist es, den Fluss von den Schadstoffen zu befreien. Im Jahr 2016 waren bei Bauarbeiten in der Staumauer Punt dal Gall umweltschädigende Polychlorierte Biphenyle (PCB) in den Spöl gelangt. Die diesjährigen Arbeiten umfassen unter anderem die Erstellung des Installationsplatzes bei Punt dal Gall, die Sicherung des Schwemmkegels bei Val da l’Acqua sowie die Umsiedlung der Fischpopulation.

Am 18. August beginnt der beauftragte Sanierungsspezialist mit der Errichtung des Installationsplatzes am Fuss der Staumauer Punt dal Gall. Die vorbereitenden Massnahmen zur Sicherung des Schwemmkegels und zur Errichtung einer temporären Abflussmessstation am Ende der Sanierungsstrecke (km 3) werden von einem regionalen Bauunternehmen ausgeführt.

Natürliches Absatzbecken

Der durch den Schwemmkegel bei Val da l’Acqua aufgestaute Spöl dient als natürliches Absatzbecken, um allenfalls durch die Sanierung mobilisiertes und potenziell mit PCB belastetes Feinmaterial zurückzuhalten und so eine Verschleppung in die unteren Abschnitte des Spöl zu verhindern. Gleichzeitig wirkt er als Fischabsperrung. Die Sicherung erfolgt mit in den Untergrund eingebundenen Steinkörben, die mit lokalem Material befüllt werden.

Temporäre Abflussmessstation

Die temporäre Abflussmessstation besteht aus einem Stahlkanal mit Holzrahmenkonstruktion. Im Kanal misst eine Sonde den Wasserstand und überwacht, dass der minimale Abfluss, der für die Fischpopulation im Unterlauf der Sanierungsstrecke notwendig ist, nicht unterschritten wird. Reichen die natürlichen Abflussmengen aus dem Zwischeneinzugsgebiet – einschliesslich der Seitenflüsse – nicht aus, wird Dotierwasser über eine neu zu errichtende Rohrleitung abgegeben.

Ab dem 18. August werden zudem im Sanierungsperimeter einige Bäume geschnitten oder Totholz entfernt, um die Fischbergung und die anschliessenden Sanierungsarbeiten vorzubereiten.

Umsiedlung der Fischpopulation

Die Fischbergung beginnt Anfang September 2025. Ziel ist es, die lokale Fischpopulation während den Sanierungsarbeiten zu schützen, da das Flussbett für die Entnahme des mit PCB kontaminierten Materials trockengelegt werden muss. Die Aktion dauert voraussichtlich rund zwei Wochen und wird von einem Team von etwa 20 Fachleuten durchgeführt. Dabei werden täglich rund 300 Meter Flussstrecke, unterteilt in zwei Abschnitte, abgefischt. Nach der Registrierung werden die Tiere per Helikopter flussabwärts – zwischen dem gesicherten Schwemmkegel und dem Zufluss der Ova dal Fuorn transportiert.

An der Fischbergung sind mehrere Organisationen beteiligt, darunter der Schweizerische Nationalpark (SNP), das Amt für Jagd und Fischerei (AJF), verschiedene externe Fachfirmen sowie die Engadiner Kraftwerke AG (EKW). Ziel ist es, die Fischbestände während der Sanierungsarbeiten bestmöglich zu erhalten.

Wanderweg zur Staumauer geschlossen

Der Wanderweg von der Staumauer Punt dal Gall bis zur Abzweigung zwischen Punt Periv und Charbunera ist seit dem 15. August 2025 bis mindestens Ende 2026 geschlossen. Die Rundwanderung von Vallun Chafuol über Praspöl–Periv–Charbunera–La Drossa ist davon nicht betroffen.

Die eigentliche Sanierung des Spöl beginnt im Frühjahr 2026.

Medienmitteilung vom 17. Dezember 2024

Medienmitteilung vom 6. März 2024

 



Hintergrund

Im September 2016 liess die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) Korrosionsschutzarbeiten durch eine spezialisierte Firma an der Staumauer Punt dal Gall oberhalb Zernez ausführen. Bei diesen, durch die Drittfirma durchgeführten Arbeiten gelangten wegen eines Lecks in der Baustellen-Abdichtung feine Partikel eines Rostschutzanstrichs ins Innere der Staumauer und von dort weiter in den im Schweizerischen Nationalpark (SNP) gelegenen Fluss Spöl. EKW-Mitarbeitende erkannten dies bei einer Kontrolle und meldeten es umgehend dem Amt für Natur und Umwelt (ANU).

In der Folge zeigten Messungen des ANU, dass die Sedimente des Oberen Spöl über eine Strecke von mehreren Kilometern mit giftigen Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet sind. Das besonders stark mit PCB belastete, 60 Meter lange Tosbecken direkt unter der Staumauer wurde im Jahr 2017 erfolgreich saniert. Umstritten blieb jedoch, ob und wie der darunterliegende, 5.6 km lange Flusslauf des Oberen Spöl saniert werden soll und wer die Kosten dafür trägt.

Das ANU erliess am 12. Februar 2021 eine Verfügung und verpflichtete EKW zur Sanierung eines Teils der belasteten Strecke des Oberen Spöl. Gegen diese Sanierungsverfügung erhoben SNP, EKW sowie Aqua Viva, Pro Natura und WWF aus unterschiedlichen Gründen Beschwerde an das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement (EKUD). Bis zu einem rechtskräftigen Urteil würden Jahre vergehen – und selbst dann wäre möglicherweise nicht sicher, wie saniert würde.

Der SNP, EKW sowie die drei oben genannten Umweltverbände suchten 2022 deshalb gemeinsam am Runden Tisch nach einem neuen, optimierten Sanierungskonzept. Um diese Projektausarbeitung durchführen zu können, ersuchten sie das EKUD, das Beschwerdeverfahren gegen die Sanierungsverfügung des ANU zu sistieren. Nachdem die Parteien vergleichsweise eine Lösung gefunden hatten, wurde diese als gemeinsamer Sanierungsvorschlag ins kantonale Verfahren eingebracht.

Der Kanton Graubünden ging in weiten Teilen auf den Vorschlag der Beschwerdeführenden Parteien ein und genehmigte am 29. August 2024 das vorgelegte Bauprojekt für die Sanierung mit diversen Auflagen.

 

 

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