Die im Dezember 2013 durchgeführten Kartierungen der Laichplätze der Bachforelle zeigen im Vergleich zu den Vorjahren das erwartete Bild: Es konnten nur rund ein Viertel der Laichplätze gefunden werden. Erfreulich ist die Tatsache, dass im erstmals untersuchten, unteren Abschnitt des Spöls eine ausreichende Laichaktivität herrscht, die eine natürliche Wiederbesiedlung des Spöls in den nächsten Jahren erwarten lässt.

In der Nacht vom 29. zum 30. März 2013 führte Feinsedimenteintrag in die Dotieranlage des Stausees Livigno zum Ausfall der Restwasserabgabe und zur Verschlammung und zeitweisen Trockenlegung des Spölbachs im Schweizerischen Nationalpark (SNP). Zahlreiche Fische verendeten. Der Vorfall war umso bedauerlicher, da die Engadiner Kraftwerke (EKW) zusammen mit dem Amt für Jagd und Fischerei des Kantons Graubünden und der Forschungskommission des SNP seit mehr als zehn Jahren die Verbesserung der flussökologischen Verhältnisse im Spöl mittels eines innovativen, dynamisierten Restwasserregimes angestrebt und auch erreicht hatten.

Die begleitenden ökologischen Untersuchungen zu diesem dynamisierten Restwassersystem erlaubten es nun auch, einen detaillierten Vergleich der Verhältnisse bei den Bachforellen im vom Unglück betroffenen Flussabschnitt zu machen, indem im Dezember wie in den Vorjahren eine Laichplatzkartierung durchgeführt wurde.

Auf der 1,6 km langen Strecke begehen 2 Parkwächter des Schweizerischen Nationalparks mit langjähriger Erfahrung im Erkennen von Laichgruben der Bachforellen den Spöl. Identifizierte Laichgruben werden mit dem GPS eingemessen. Die ganze Aufnahme wird so schonend wie möglich durchgeführt, damit keine Laichgruben bei der Erfassung zerstört werden. In den letzten Jahren wurde immer nur der obere Abschnitt des Spöls zwischen Punt Periv und Punt dal Gall erfasst, auf Ersuchen der Taskforce wurde dieses Jahr die Strecke bis knapp vor die maximale Staukote des Lai da l’Ova Spin erfasst, um einen Eindruck über den Zustand im ganzen Abschnitt zu erhalten. Ein Vergleich mit den Vorjahren ist damit zwischen Punt Periv und der Staukote 1630 nicht möglich.

Die Resultate zeigen ein positives und ein erwartetes Bild. Aufgrund der Erkenntnisse, dass unterhalb von Punt Periv Wasser aus den Seitenbächen einem Teil der Bachforellen ein Überleben ermöglicht hat, konnte eine gute Laichplatzdichte in diesem Abschnitt erwartet werden. Die geringe Zahl der Laichversuche im Vergleich zu den Laichgruben deutet auch darauf hin, dass grundsätzlich ein gutes Substrat zum Ablaichen vorhanden ist, und dass die Nachspülung des Flussbetts im vergangenen Juli erfolgreich war.

Die Wassermenge bei der Spülung konnte dank den mehrjährigen Erfahrungen mit künstlichen Hochwassern optimal gesteuert werden.

Ab Punt Periv flussaufwärts ist ein Vergleich mit den Vorjahren möglich. Hier wurden im Vergleich knapp einen Viertel der Laichgruben (38) und keine Laichversuche gezählt. Positiv ist, dass bereits wieder 25 Prozent der Anzahl des Vorjahres gezählt werden konnten. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Fische ihren wiederhergestellten Lebensraum erneut besiedeln. Allerdings sind es bisher nur 25 Prozent im Vergleich zu den Zahlen im Vorjahr. Dies zeigt, dass die Fische noch Zeit brauchen, um in grösserer Zahl auch wieder in den obersten Spölabschnitt einzuwandern und sich dort zu vermehren. Die aquatischen Kleinlebewesen, zum grossen Teil Wasserinsekten, konnten dagegen den Spöl auch über den «Luftweg» schneller erreichen und besiedeln. Die natürliche Regeneration hat also bereits begonnen und die Taskforce ist in ihrer Haltung bestärkt, dem Flussökosystem die Zeit zu geben, die es braucht, um sich ohne künstlichen Fischbesatz wieder zu erholen.

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Weitere Informationen:

Amt für Jagd und Fischerei (Task-Force Leitung)
Dr. Marcel Michel
Tel. 081 257 38 94
marcel.michel@ajf.gr.ch

SCHWEIZERISCHER NATIONALPARK
Ruedi Haller, Leiter Forschung und Geoinformation
Tel. 081 851 41 11
rhaller@nationalpark.ch

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