Klimawandel im Nationalpark

Die neueste Ausgabe der Nationalparkparkzeitschrift „Cratschla“ widmet sich den Auswirkungen des Klimawandels im Schweizerischen Nationalpark. Durch das Ausschliessen von menschlichen Aktivitäten lassen sich dort Veränderungen im Ökosystem besonders gut dokumentieren.

Die Maxime des Schweizerischen Nationalparks (SNP) besteht darin, natürliche Prozesse nicht durch menschliche Aktivitäten zu beeinflussen und die Natur weitestgehend sich selbst zu überlassen. Dies ermöglicht es den Forschenden, den Klimawandel unter besonderen Rahmenbedingungen zu dokumentieren. Anhand ausgewählter Beispiele zeigen diverse Autoren in der neuesten Ausgabe der vom SNP und der Forschungskommission der SCNAT herausgegebenen Magazin „Cratschla“ auf, was sich mit dem Klimawandel ändert, was bleibt, welches Gewinner und Verlierer dieser globalen Erwärmung sind.

Die Klimastation Buffalora (1968 m ü.M.) zeigt von 1917 bis 2017 einen Anstieg der Durchschnittstemperatur um 1,1 bis 2,1 °C, wobei der grösste Anstieg im Frühling zu verzeichnen ist, der geringste im Herbst. Sämtliche Jahre seit 1985 waren wärmer als der Durchschnitt der letzten 100 Jahre. Während die Anzahl Niederschlagstage abgenommen hat, ist die Niederschlagssumme angestiegen. Dies ist mit den häufigeren Starkniederschlagsereignissen zu erklären.
 

Gewinner und Verlierer

Gemäss Heinrich Haller, Direktor des SNP, gehören beispielsweise Schneehühner zu den Verlierern des Klimawandels. Sie müssen mit zunehmender Erwärmung weiter in die Höhe ziehen, ihr potenzieller Lebensraum wird dadurch kleiner. Im Jahr 2010 waren die Schneehühner im SNP im Mittel 120 m höher anzutreffen als noch 10 Jahre vorher, nämlich auf über 2500 m ü.M.

Doch es gibt auch Profiteure. So ist das zu den Feldhühnern gehörende Steinhuhn häufiger im SNP anzutreffen als früher. Das Steinhuhn ist nicht so gut an winterliche Verhältnisse angepasst wie das Schneehuhn und nutzt die wärmeren Temperaturen.

Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Insektenwelt aus. Untersuchungen belegen, dass in einer ersten Phase die Zahl der Insektenarten zunimmt. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass die Gewinne eher zugunsten von wenig anspruchsvollen Arten gehen, während Arten mit hohen Lebensraumansprüchen grössere Verluste erleiden. In den bestehenden Lebensgemeinschaften bilden sich deshalb neue Gleichgewichtszustände aus, was zu tiefgreifenden Veränderungen der Ökosysteme führen kann.
 

Höhenrekorde im SNP

Die Gewässerökologin Verena Lubini geht in ihrem Beitrag davon aus, dass der Temperaturanstieg um mehrere Grad auch in den Gewässern ihre Spuren hinterlassen wird. Die Niederschlagsmenge wird im Sommer ab-, im Winter eher zunehmen. Das hat auch Auswirkungen auf die Gewässerfauna. Diese sind zum Teil bereits sichtbar. Die wärmeren Temperaturen haben zur Zuwanderung von Arten aus tieferen Lagen geführt. So ist die grösste Steinfliege der Schweiz, Perla grandis, den Forschern erstmals 2008 in der Ova dal Fuorn bei Buffalora ins Netz gegangen. Auch die Smaragdlibelle kommt auf Macun auf 2628 m ü.M. in Weltrekordhöhe vor. Zuwanderung ist aber nur eine mögliche Reaktion auf die Klimaveränderung; Anpassung, Aussterben oder Ausweichen in höhere oder schattigere Lagen sind weitere Möglichkeiten.

 

Weitere Informationen zum Klimawandel im Nationalpark

Cratschla 2/2017: Informationen aus dem Schweizerischen Nationalpark

 

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Noch bis zum 4. Dezember 2017: Sonderausstellung zum Klimawandel im Nationalparkzentrum in Zernez. www.nationalparkzentrum.ch

 

Weitere Informationen erhalten Sie bei:

Hans Lozza
Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
081 851 41 11
lozza(at)@nationalpark.ch

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