Um kaum ein anderes Tier ranken sich so viele Geschichten wie um den Wolf.

Wer kennt sie nicht, die Märchen der Brüder Grimm. Bereits als Kinder wird uns erzählt, dass sich das Rotkäppchen vor dem «bösen Wolf» fürchtet. Der Wolf wurde in der Schweiz gnadenlos verfolgt und Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Lokalnamen mit «luf» erinnern uns an seine damalige Präsenz.

Dieser rudellebende, höchst anpassungsfähige Wildhund hat vor Jahren den Sprung von der Apenninenhalbinsel in die französisch-italienischen Alpen geschafft. Diverse Wölfe sind bereits in der Schweiz angekommen und haben auch den Weg Richtung östliche Schweiz gefunden. Im Jahr 2012 bildete sich am Calanda das erste Wolfsrudel des Kantons Graubünden. In den Folgejahren bildeten sich weitere Rudel in der Surselva, am Beverin und in weiteren Gebieten. Seit 2016 gibt es auch im Schweizerischen Nationalpark immer wieder Wolfsnachweise.
Der Schweizerische Nationalpark wird aktiv weder Bären, noch Luchse oder Wölfe aussetzen. Selbständig eingewanderte Tiere sind jedoch höchst willkommen und innerhalb der Parkgrenzen in jedem Fall geschützt. Alle drei Arten gehören zur ursprünglichen Tierwelt der Region.

Wölfe im Nationalpark

Nachdem in den Vorjahren verschiedentlich Wölfe im und um den Schweizerischen Nationalpark (SNP) nachgewiesen oder vermutet wurden, kündigte sich seit Anfang des Winters 2016/17 eine neue Ära an, nämlich jene der längerdauernden und hoffentlich anhaltenden Wolfspräsenz im SNP. Seit November 2016 ist aus dem Raum S-chanf–Zernez–Ofenpass eine ganze Reihe von Spurennachweisen, Schilderungen von Beobachtungen und Fotobelegen zusammengetragen worden.

Zwei Kotproben erlaubten damals die Bestimmung des Individuums mittels DNA-Analyse und in beiden Fällen handelte es sich um F18, ein bekanntes Weibchen aus der italienischen Abstammungslinie, das 2016 bereits bei Chur, Bergün und Celerina festgestellt wurde. Aufgrund von Spuren hatten wir vermutet, dass es sich um ein Weibchen handeln könnte und solche sind bekanntlich für eine mögliche Familiengründung von besonderer Bedeutung.

Auch in den darauffolgenden Wintern hat sich die Wölfin F18 mehrheitlich im Nationalpark aufgehalten.

Ende 2022 wiesen Parkwächter mehrmals Spuren der Wölfin F98 und des Wolfes M312 nach. 2023 konnte nach über 100 Jahren erstmals im Schweizerischen Nationalpark (Region Il Fuorn) Wolfsnachwuchs bestätigt werden (8 Jungtiere). 2024 hatte das Paar erneut 7 Junge. Am 25. September 2024 hat der Bund auf Antrag des Kantons Graubünden trotz Widerstand des Schweizerischen Nationalparks den Abschuss des gesamten Fuorn-Wolfsrudels verfügt, weil auf der Alp Laschadura bei Zernez ein Kalb von Wölfen gerissen wurde.

Im Winter 2024/25 wurden von der Wildhut des Amtes für Jagd und Fischerei ausserhalb des Nationalparks insgesamt 15 Wölfe geschossen, wobei 3 Wölfe nicht zum Fuorn-Wolfsrudel gehörten. –> Stellungnahme Nationalpark

Der Abschuss des Fuorn-Wolfsrudels war für den Schweizerischen Nationalpark ein grosser Rückschritt. Denn die Rückkehr der Wölfe ist für den SNP bedeutsam, da die Präsenz von Wölfen Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem hat.

–> Aktuelles zu den grossen Beutegreifern

 

Verhalten bei Begegnung mit dem Wolf

Wölfe, die in freier Wildbahn aufwachsen, sind nicht grundsätzlich gefährlich. Meist meiden sie den Kontakt zu Menschen. Dies wird vermutlich insbesondere im Nationalpark gelten, da sich dort der Mensch aufgrund des Weggebots an Orten aufhält, welche für die Wildtiere sehr gut abschätzbar sind. Gefährlich kann es werden, wenn sich Wölfe an den Menschen gewöhnen und seine Anwesenheit mit Futter in Verbindung bringen. Deshalb: Wölfe nie verfolgen und nicht füttern! Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und wenn Sie sehen, dass der Wolf Sie noch nicht bemerkt hat: Machen Sie mit bestimmter Stimme auf sich aufmerksam. → Hier finden Sie ausführliche Empfehlungen des Amts für Jagd und Fischerei Graubünden.

Weitere Infos und Links

→ Aktuelle Beobachtungen und Meldungen im Kanton Graubünden
→ Jahresberichte zum Wolf in Graubünden (AJF)
→ Verhaltensregeln und Merkblätter
→ Medienmitteilung 3.8.2018:  Wolfsnachwuchs im Kanton Graubünden
→ Medienmitteilung 13.9.2023: Wolfsnachwuchs im Schweizerischen Nationalpark
→ www.kora.ch

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