Ein Beitrag von Samuel Rhomberg und Stefanie Gubler, SCNAT
7. November 2024
Mitte September führte die Forschungskommission des Schweizerischen Nationalparks (FOK-SNP) ihre Klausurtagung 2024 durch.
Neben der Planung des nächsten Geschäftsjahres und des 111-Jahre Jubiläums des Nationalparks standen die Rückkehr des Wolfes und dessen Auswirkungen auf die Ökosysteme des Parks im Vordergrund.
Titelbild: Erster Schnee während der Wanderung im Park
Eine Klausur im Lichte des Wolfes
Wie jedes Jahr tagte die Forschungskommission des Schweizerischen Nationalparks (FOK-SNP) auch im Jahr 2024 im Schweizerischen Nationalpark (SNP) und dessen Umgebung. Dabei diskutierte sie aktuelle Forschungsthemen – heuer lag der Schwerpunkt auf den grossen Beutegreifern und deren Rolle in den Ökosystemen des SNP. In diesem Zusammenhang erörterte die FOK-SNP auch die Frage der geplanten Regulierung des Wolfsrudels Fuorn. Der Tenor lautete, dass sich die Kommission nicht grundsätzlich gegen Regulierungsmassnahmen stellt, aber darauf hinweist, dass Wolfsregulierungen auf Evidenz basieren und wissenschaftlich begleitet werden sollten. Zudem hob die FOK-SNP hervor, dass der Wolf als Bestandteil eines intakten Ökosystems betrachtet werden sollte. Gleichzeitig anerkennt sie, dass der Nationalpark in ein grösseres Umfeld eingebettet ist und ein Beutegreifer wie der Wolf auch Herausforderungen für landwirtschaftliche Nutztiere mit sich bringt.
Neue Forschungsansätze zur trophischen Kaskade
Nach drei Fachvorträgen zu terrestrischen und aquatischen trophischen Kaskaden und der Entwicklung der Wolfspopulation im Kanton Graubünden diskutierten die FOK und ihre Gäste Forschungslücken und erarbeiteten Vorschläge, wie diese in Zukunft geschlossen werden könnten.
Im Bereich der Fauna wurde etwa die Bedeutung eines systematischen Wolfsmonitorings hervorgehoben, welches neben den Tieren selbst auch ihre Interaktionen mit anderen Elementen der trophischen Kaskade in den Blick nehmen soll. Für die Vegetationsforschung wiederum sind laut den Expertinnen und Experten insbesondere Studien zu klimabedingten Veränderungen wie Verschiebungen der Baumgrenze in grössere Höhen zentral. Auch im Bereich der Hydrologie sehen die Forschenden grossen Handlungsbedarf. Hier sollte künftig verstärkt die Rolle von Säugetieren und anderen Beutegreifern in aquatischen Ökosystemen sowie Kohlenstoffflüsse untersucht werden.
Abb 1: Intensive Diskussionen am Workshop
Ein weiteres zentrales Ergebnis war der Wunsch, die Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen ausserhalb der Schweiz weiter zu intensivieren. Insbesondere soll die Einbindung von Studierenden in Forschungsprojekte im und um den SNP deutlich ausgebaut werden. Darüber hinaus betonten die Teilnehmenden die Notwendigkeit interdisziplinärer Ansätze, um die komplexen Wechselwirkungen in den Ökosystemen des Nationalparks umfassender zu verstehen.
Neben der trophischen Kaskade wurde auch das 111-Jahr-Jubiläum des SNP im Jahr 2025 thematisiert. Der SNP feiert sein Jubiläumsjahr mit eine Reihe besonderer Veranstaltungen. Dazu zählen eine Sonderausstellung mit historischen und aktuellen Fotografien, sogenannten Refotografien, die Veröffentlichung eines Buches zur Ausstellung sowie das Forschungssymposium «Landschaften unter der Lupe».
Wir freuen uns alle darauf!
Bei leichtem Schneefall durch die Val da Stabelchod
Trotz leichtem Schneefall und für September ungewohnt kühler Witterung genossen die FOK-Mitglieder und deren Gäste am Folgetag die beeindruckende Landschaft und die besondere Stimmung in der Val da Stabelchod. Unterwegs erhielten wir spannende Einblicke: von alten Siedlungsresten über das neuerdings scheuere Verhalten der Rothirsche, von diversen Murgängen im Park, der Aussetzung des Bartgeiers bis hin zu einer versteckten Schwefelquelle. Der vielbesprochene Wolf hielt sich leider verborgen.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten für die gelungene Klausur – wir freuen uns aufs 2025!
Abb.2: Die Forschungskommission auf der Exkursion
Abb.3: Die Schwefelquelle Il Fuorn – ein spezielles Juwel des SNP.