Warum mögen Zikaden keine Rothirsche und warum meiden Spinnen Hirschweiden? Warum sind selbst die im Boden lebenden Fadenwürmer unter Hirschweiden wenig zahlreich? Mit solchen und vielen weiteren Fragen setzt sich die Publikation auseinander, die am 15. Juli in Zernez vorgestellt wird.

Der im Haupt Verlag erschienene Band 109 der Reihe «Nationalparkforschung in der Schweiz» widmet sich der Vernetzung der verschiedenen Lebensgemeinschaften untereinander und mit der unbelebten Umwelt. Martin Schütz, Pia Anderwald und Anita C. Risch werden am 15. Juli als Auftakt zur Vortragsreihe NATURAMA in Zernez aufzeigen, was sie zu diesem Projekt motiviert hat, wie sie vorgegangen sind und welche Erkenntnisse nach 20 Forschungsjahren vorliegen. Dank einer intensiven Zusammenarbeit zwischen der Forschungsgruppe Tier-Pflanzen-Interaktionen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), dem Bereich Forschung und Monitoring des Schweizerischen Nationalparks (SNP) sowie der Forschungskommission FOK-SNP gelang eines der aufwändigsten Forschungsprojekte, das im SNP je durchgeführt wurde.

Simuliertes Artensterben im Nationalpark
Immer schneller verschwinden Tierarten von der Erdoberfläche. Betroffen sind nicht nur Wirbeltiere, sondern auch viele wirbellose Kleinlebewesen wie Insekten. Welche Auswirkungen dieses Artensterben auf die Nahrungsnetze in Ökosystemen hat, lässt sich nur in möglichst naturnahen Gebieten wie dem SNP untersuchen. Mittels Schachtelzäunen konnten die Forscher von SNP-Weiden alle oberirdisch lebenden Tiere ausschliessen. Zuerst die grössten (Huftiere), dann sukzessive kleinere und zum Schluss die wirbellosen Tiere.

Kleine Tiere, grosse Wirkung
«Nahrungsnetze im Schweizerischen Nationalpark» zeigt, dass pflanzenfressende Tiere von Rothirschen bis zu Schnecken und Insekten in den Weide-Ökosystemen des SNP zentrale, aber unterschiedliche Rollen spielen. Die Rothirsche stehen in scharfem Wettstreit um Nahrung, sowohl mit den anderen Huftierarten Gämse und Steinbock als auch mit den wirbellosen Pflanzenfressern. Gleichzeitig sorgen Hirsche jedoch für eine hohe Biodiversität auf ihren bevorzugten Weidegründen. Die kleinen wirbellosen Tiere halten hingegen das Ökosystem am Laufen. Fehlen sie, zerfallen Nahrungsnetze, Nährstoffkreisläufe werden unterbrochen und das Ökosystem funktioniert nicht mehr.

Buchvernissage: Mittwoch, 15. Juli 2020 um 20.30 im Auditorium Schlossstall des Schweizerischen Nationalparks in Zernez.

www.nationalpark.ch/naturama

 

Anzahl Zeichen Lead: 298, Text: 2070

 

Literatur:

Schütz M., Anderwald P., Risch A.C. (Red.), 2020: Nahrungsnetze im Schweizerischen Nationalpark. Von Produzenten, Konsumenten und Destruenten. Nationalpark-Forschung in der Schweiz 109. Haupt, Bern, 154 S.

Das Buch ist in unserem Online-Shop oder im Nationalparkzentrum erhältlich für CHF 39.–

 

Beteiligte Institutionen:

Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL)

https://www.wsl.ch/de/projekte/einzaeunungsexperiment-nationalpark.html
► Buchvorstellung WSL

Schweizerischer Nationalpark, Bereich Forschung und Monitoring

https://www.nationalpark.ch/de/forschung/wozu-forschen/

Herausgeberin: Forschungskommission des Schweizerischen Nationalparks, Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT)

https://naturwissenschaften.ch/organisations/fok-snp

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