Ein Beitrag von Angelika Abderhalden (Fundaziun Pro Terra Engiadina) und Fabienne Frey (SCNAT)
11. August 2025

In unserer Umgebung leben viele wilde Tiere, über die wir wenig wissen. Um unsere Nachbarn besser kennenzulernen und schützen zu können, hat die Stiftung Stadtwildtiere eine Meldeplattform entwickelt. Nach erfolgreicher Umsetzung in Städten sind weitere Gebiete dazugekommen, wie nun auch die Region Engiadina Val Müstair.

Titelbild: Einer unserer heimlichen Nachbarn: Der Baumschläfer (©apodemus OG)

Sie sind scheu, klein, leise, nachtaktiv – unsere heimlichen wilden Nachbarn wie beispielsweise Eichhörnchen oder Gartenschläfer. Mit Hilfe der Bevölkerung möchten wir mehr über diese Tiere erfahren, sie fördern und schützen. So haben wir uns 2019 entschieden, das Citizen Science Projekt «Wilde Nachbarn» auch in der Region Engiadina Val Müstair umzusetzen. Bei der «Citizen Science» Forschung werden interessierte Laien aus der breiten Öffentlichkeit dazu ermuntert, aktiv an wissenschaftlichen Projekten mitzuarbeiten. Entsprechend rufen wir über die Plattform gemeinsam mit den Verantwortlichen des Projekts die Bevölkerung dazu auf, Sichtungen bestimmter Tierarten zu melden. Dies sobald ein Förderprojekt ansteht oder ein Forschungsprojekt mehr Daten zur Verbreitung einer bestimmten Art benötigt.
Seit der Lancierung haben wir nach sechs Tieren beziehungsweise Tiergruppen gesucht: Eichhörnchen, Wiesel, alle in der Schweiz vorkommenden Bilch-Arten (wie beispielsweise Gartenschläfer oder Haselmaus), blütenbesuchende Insekten und Reptilien. Nach diesen wird weiterhin gesucht. Es kommen jedoch neue Aufrufe hinzu: Dazu gehören verschiedene Heuschrecken und gebäudebrütende Vogelarten. Expertinnen und Experten überprüfen jeweils die Eingaben und informieren die Meldenden, sobald ihre Beobachtung verifiziert wurde. Die gesammelten Daten stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Das Projekt «Wilde Nachbarn» verfolgt folgende Ziele:

  • Sensibilisierung: Die Bevölkerung von Städten und Dörfern lernt die grosse Vielfalt an Wildtieren im Siedlungsraum kennen und wird motiviert, sich für deren Schutz und Förderung einzusetzen.
  • Schliessen von Wissenslücken: Die Bevölkerung hilft, Vorkommen und Verbreitung von Wildtieren zu erforschen und Erkenntnisse für die Forschung zu gewinnen.
  • Grundlagen für Schutz und Förderung: Mit den gesammelten und analysierten Daten entsteht eine wichtige Grundlage, um die Lebensräume der Wildtiere gezielt zu fördern.

Die Daten aus dem Engadin und Münstertal werden auch in weiteren Forschungs- und Förderprojekten verwendet. Die Meldungen aus der Bevölkerung halfen zum Beispiel im Forschungsprojekt zur Verbreitung und Ökologie des Baumschläfers, neue Standorte nachzuweisen.

Gartenschläfer
Abb.: Bei der Meldeplattform gingen auch Meldungen zum seltenen Baumschläfer ein (©Kerstin Hinze)

Das Projekt bindet die Bevölkerung mit ein und wird durch Partnerschaften umgesetzt

Im Rahmen der jährlichen Aufrufe zur Mitarbeit führen wir Informationstreffen für Interessierte aus der Bevölkerung durch. Diese finden teilweise auch in Form einer mehrtägigen Fortbildung, beispielsweise zu blütenbesuchenden Insekten, statt.
Das Projekt «Wilde Nachbarn Engiadina Val Müstair» wird durch eine partnerschaftliche Trägerschaft umgesetzt. Dazu gehören der Regionale Naturpark Biosfera Val Müstair, die UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair, die Stiftung Pro Terra Engiadina und der WWF Graubünden. Je nach Aufruf und Projekt arbeiteten wir bisher zusammen mit Pro Natura, Birdlife, Vogelwarte Sempach, SESN (Società Engiadinaisa da las Scienzas natürelas) und Bigra.
Wer Ideen hat und sich aktiv am Projekt beteiligen möchte, kann sich sehr gerne bei uns melden.

Weiterführende Informationen

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