Mitteilung vom 4. September 2024
Ende August 2024 haben Wölfe in der Val Laschadura am Rande des Schweizerischen Nationalparks (SNP) bei Zernez ein Rind gerissen. Gemäss Artikel 4c der Eidgenössischen Jagdverordnung können Wolfsrudel eliminiert werden, wenn sie ein einziges Tier der Gattung Rinder- oder Pferdeartige reissen.
Innerhalb des Nationalparks gilt gemäss Nationalparkgesetz die gesamte Tier- und Pflanzenwelt als strikt geschützt. Der Abschuss von Wölfen ist deshalb ausgeschlossen.
Die Verantwortlichen des Schweizerischen Nationalparks erachten die Auslöschung des ganzen Rudels Il Fuorn aus wildtierbiologischer Sicht als fragwürdig. Insbesondere wenn nicht klar ist, durch welche Wölfe das Rind tatsächlich gerissen wurde. Dies auch in Anbetracht dessen, dass das Rudel Il Fuorn sich in den letzten 1,5 Jahren nie an Nutztieren vergriffen hat.
2023 konnten beim Rudel Il Fuorn 8 Jungtiere nachgewiesen werden. In diesem Jahr sind es mindestens 6. Normalerweise lassen es die Elterntiere nicht zu, dass Tiere aus dem Wurf des Vorjahres den neuen Welpen zu nahe kommen. Es könnte also auch sein, dass die Wölfe, die das Rind gerissen haben, aus dem Wurf von 2023 stammen und ohne die Elterntiere umherstreifen. Denkbar ist auch, dass es sich um rudelfremde Wölfe handelt.
Für den SNP ist entscheidend, durch welche Wölfe das Rind gerissen wurde. Vor der Bewilligung einer Eliminierung des gesamten Rudels erwarten wir deshalb von Bund und Kanton Graubünden, dass alles unternommen wird, um die Identität der schadenstiftenden Wölfe zu bestimmen. Auf dieser Grundlage wäre eine fachliche Diskussion über mögliche Folgen eines Abschusses dieser Tiere zu führen. Aus heutiger Sicht kann das Problem der Nutztierrisse nur behoben werden, wenn die schadstiftenden Individuen entnommen werden.
Der Schweizerische Nationalpark steht gemäss Nationalparkgesetz ein für den Erhalt von Fauna und Flora. Der Wolf spielt im ökologischen Netzwerk eine wichtige Rolle.
Wir bleiben dran und informieren an dieser Stelle über neue Erkenntnisse.