Murmeltiere sind Steppentiere

Wir finden Alpenmurmeltiere auf Alpweiden und subalpinen Rasen. Im Nationalpark sind die putzigen Nager u.a. auf der Alp Stabelchod, auf Grimmels, in der Val Trupchun, auf dem Murter oder auch in der Val Mingèr anzutreffen. Um sich im deckungsarmen Gelände vor Feinden zu schützen, sind Murmeltiere auf ihre Bauten angewiesen. Bei Gefahr verschwinden sie blitzartig im Bau oder in einer der 1 bis 2 m langen Fluchtröhren. Häufig benutzen Murmeltiere im Sommer und Winter verschiedene Baue.

Nebst dem Alpenmurmeltier leben weltweit 12 weitere Murmeltierarten, die bis auf eine Art grasreiche, baumlose Steppenlandschaften bevorzugen.

Murmeltierbauten haben eine Ausdehnung von bis zu 20 m und dringen bis in eine Tiefe von 3 m vor. Der Warnpfiff der Murmeltiere ist eigentlich ein Schrei. Sobald Feinde wie Fuchs oder Steinadler auftauchen, warnen sich die Tiere gegenseitig.

Soziale Kontakte spielen im Leben der Murmeltiere eine zentrale Rolle.

Die Tiere erkennen sich gegenseitig am Geruch ihrer Wangendrüsen. Das Männchen kennzeichnet die Grenzen des Reviers mit Duftmarken.

Murmeltiere leben im Familienverband. Nicht zur Familie gehörende Murmeltiere werden vertrieben.
Eine Familie umfasst normalerweise ein erwachsenes Männchen und ein Weibchen sowie mehrere Jungtiere. Da Murmeltierweibchen nicht jedes Jahr Junge haben, sind in einer Familie nicht alle Jahrgänge vertreten.

Junge Murmeltiere müssen lernen, vor Feinden auf der Hut zu sein. Im Alter von drei Jahren werden die Nachkommen zum Auswandern gezwungen.

Der Winterschlaf der Murmeltiere ist eine Meisterleistung der Natur.

Studien im bündnerischen Avers haben gezeigt, dass Murmeltiere nicht einfach Gras fressen, sondern sich auf bestimmte Pflanzen konzentrieren. Am wichtigsten ist der Alpenklee. Die Zusammensetzung der Nahrung – insbesondere der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren – ist für den Aufbau der Fettreserven für den Winter von grosser Bedeutung.

Ende September ziehen sich die Murmeltiere in den gut ausgepolsterten Winterbau zurück und halten einen echten Winterschlaf, während dem alle Körperfunktionen stark reduziert ablaufen. Etwa alle 2 Wochen steigt ihre Körpertemperatur von 3 bis 6 auf 38 Grad an, um für etwa 2 Tage dort zu verbleiben. Der genaue Grund für diesen Anstieg ist noch Gegenstand der Forschung. Vermutet wird, dass damit das Absterben der inaktiven Nervenzellen verhindert werden kann.

Während des Winterschlafs nehmen Murmeltiere weder Nahrung noch Flüssigkeit auf.

Beitrag in der NZZ vom 19.6.2014

 

 

 

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